Eine Drohne schwebt über dem Dach des Stuttgarter Rathauses. Ihre Mission: Luftbilder von Teilen des Dachs schießen. Wofür das gut ist, haben wir Katharina Kolbe gefragt.

Cleopatra hat mit Windböen zu kämpfen. Es bläst aber auch ordentlich rund um den Stuttgarter Rathausturm. Katharina Kolbe, die der kleinen Drohne den Namen der altägyptischen Herrscherin gegeben hat, bleibt gelassen: „Das GPS hält sie stabil, bei diesem Wind können wir noch locker fliegen.“


Auf dem Stuttgarter Rathausdach genügt als Antwort ein Blick auf die Photovoltaik-(PV-) Anlagen auf den Dächern des rückwärtigen Gebäudequadrats: Selbst ein geübter Kletterer könnte sich hier nicht über die Module hangeln, die per Photovoltaik Sonnenstrom liefern. Also heißt es: Cleopatra, übernehmen Sie! Die Drohne überprüft die Solarmodule auf sichtbare Beschädigungen. „Überall dort, wo wir nur schwer hinkommen, wird es durch das Überfliegen deutlich leichter“, verrät Katharina Kolbe. „Auch große Freiflächenanlagen lassen sich aus der Luft einfacher überprüfen.“


Die Drohnenflüge sind aber nur der kleinste Teil ihres Jobs: Die Energieexpertin ist für die Planung von PV- und Stromspeicherprojekten der Stadtwerke zuständig.

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Als Katharina Kolbe bei den Stadtwerken anfängt, weiß sie noch nicht, dass sie auch den Drohnenführerschein machen wird. In Weingarten studierte sie Energie- und Umwelttechnik, ihr Masterstudium absolvierte die Stuttgarterin dann im Studiengang Energiesysteme und Energiemanagement in Esslingen. Aktuell baut sie in der Abteilung Photovoltaik & Speicher der Stadtwerke Stuttgart das Team „Planung“ mit auf.

Eine Drohne für alle Fälle

Drohne Cleopatra hat noch andere Einsatzgebiete. Katharina Kolbe setzt sie derzeit viel öfter bei der Planung ein: „So können wir die Dächer der Objekte, die wir mit PV-Anlagen bestücken wollen – Gewerbeflächen, Schulen, Bezirksrathäuser, Kliniken, Feuerwehrstationen, Verwaltungsgebäude, Kitas –, aus allen Blickwinkeln aufnehmen.“ Dann lassen sich Aufbauten oder Verschattungen leichter feststellen, die Drohnenbilder erleichtern zudem die Berechnung der Anlagengröße. „Wir setzen immer auf die größtmögliche Modulfläche“, sagt die Stuttgarterin.


Kein Wunder, denn die Stadtwerke haben auf dem Weg zur Klimaneutralität im Jahr 2035 viel vor im Bereich Photovoltaik: Zwei Gigawatt sollen an Leistung dazukommen. „Aktuell haben wir rund 530 Anlagen gebaut, das sind etwa 8,5 Megawatt.“

In Zukunft zu zweit unterwegs

Der Überflug ist beendet, Cleopatra wandert zusammen mit der Steuerung in Katharina Kolbes kleinen Rucksack. Dann, ein Anruf beim Polizeipräsidium der Stadt: „Der Flug ist beendet.“ Denn auch das ist Teil des Einsatzes: „Ohne die Genehmigungen für den Flug und ohne den Drohnenführerschein geht gar nichts.“


Cleopatra bekommt übrigens in naher Zukunft eine Kollegin, die mit einer Wärmebildkamera ausgestattet sein wird. Mit ihrer Hilfe werden interne Fehler der Solarmodule, sogenannte Hotspots, ausfindig gemacht. Es sieht so aus, als ob die Stadtwerke noch öfter in die Luft gehen würden.

© Toby Binder
© Toby Binder